Mühlenverein Lindhorst e.V. | ||||||
Mühlen gehörten einst zum Bild vieler Dörfer. Mit der Einführung moderner Motormühlen verloren diese liebenswürdigen Ungetüme ihre Bedeutung. Allein in Colbitz und Lindhorst existierten einst 10 dieser witterungsabhängigen „Maschinen“.
Nachdem die auf dem Lindhorster Schlagberg befindliche Bockwindmühle total verfiel und ihre Reste abgerissen wurden, war die Mühle zwischen Lindhorst und Colbitz die letzte marode Zeugin einer alten Technik. Als 1990 das Gerücht umging, dass das gute Stück nach Schleswig-Holstein verkauft werden sollte, erwachte das Interesse einiger Lindhorster und Colbitzer Einwohner am Erhalt dieses technischen Denkmals. Die Gemeinde Colbitz erhob auf Grund des Denkmalschutzgesetzes erfolgreich Einspruch gegen den geplanten Verkauf.
Um der Mühle wieder Leben einzuhauchen, gründete sich zunächst ein Freundeskreis „Windmühle“, woraus sich am 30.10.1990 der „Verein zur Erhaltung der Bockwindmühle Lindhorst“ e.V. etablierte.
Nach notwendigen Rekonstruktionsarbeiten sollte ein hoffentlich funktionierendes Zeugnis der ländlichen Produktionsgeschichte mit etwas Platz für Erholung und Geselligkeit entstehen. Zunächst setzten sich die Vereinsmitglieder dafür ein, dass das Dach dicht gemacht wurde. 1991 wurden die völlig unbrauchbaren Mühlenflügel abgenommen und neue in Auftrag gegeben. Spektakulär war die Umsetzung der Mühle am 30.05.1992 auf Gemeindeland. Etwa 2000 Zuschauer verfolgten interessiert, wie die alte Mühle durch einen Kran über eine Strecke von 57m durch die Luft balanciert wurde.
Danach brachten die Vereinsmitglieder viele Teile im Inneren wieder in Schuss, ehe 1994 die neuen Flügel montiert und die Bretter an den Außenwänden erneuert wurden. Das Dach erhielt eine Holzschindeldeckung. Groß war die Freude bei den Mitgliedern des Vereins, als nach 30 Jahren des Stillstands das erste gemahlene Schrot durch das Sieb rieselte. Heute ist die Mühle zu einem beliebten Ausflugsziel geworden, denn neben der Mühle errichteten die Vereinsmitglieder und viele Helfer ein „Möllenhus“ mit Küchentrakt, ein „Backhus“ mit altdeutschem Backofen, eine „Möllenschüne“mit historischem Ambiente und dazugehörigen sanitären Einrichtungen.
Diese umfangreichen Arbeiten wurden durch Fördermittel, Spenden und Unterstützung der Kommune und der ortsansässigen Handwerksbetriebe möglich. Besonders hervorzuheben ist das Engagement unseres verstorbenen Bäckermeisters und Sponsors Volker Düsedau, der wesentlichen Anteil am erfolgreichen Wirken unseres Mühlenvereins hatte. Bei vielen Veranstaltungen machte er traditionelles Backhandwerk einem interessierten Publikum durch Schauvorführungen am altdeutschen Backofen zugänglich. Auf Veranstaltungen des Mühlenvereins fanden seine Backwaren stets reißenden Absatz. Diese Tradition setzen seine Ehefrau und die Mitarbeiter der Bäckerei Düsedau fort.
Das Bild der Colbitzer Bockwindmühle prägt heute wieder unsere Landschaft. Sie ist einbeliebtes Ausflugsziel geworden. Besonders am Mühlentag, zum Himmelfahrtstag mit Gottesdienst und am Tag des offenen Denkmals im September bestaunen viele Besucher das entstandene Mühlenensemble zwischen Lindhorst und Colbitz.